Sommerschnittkurs am 15. August 2025 im Lehrgarten
Warum bei hochsommerlichen Temperaturen, wenn andere Urlaub machen, Obstbäume schneiden? Diese und viele andere Fragen erläuterte Obstbauberater Joachim Löckelt vom Tübinger Landratsamt am vergangenen Freitag im Lehrgarten in Entringen.
Der Sommerschnitt bewirkt richtig angewendet, eine Beruhigung des Baumes. Die Kraft aus den Zweigen und Blättern, die abgeschnitten werden, kann der Baum im Herbst nicht einlagern und hat somit weniger Triebkraft im nächsten Jahr. Ein Sommerschnitt, bei dem nur ca. 10 % der dünneren Äste entfernt werden dürfen, ersetzt jedoch nicht den Winterschnitt. So die Theorie mit vielen Ausnahmen, wie die 45 Interessierten lernten. Geduldig erläuterte Herr Löckelt, was der Unterschied zum sogenannten Juni-Riss ist, was ein einjähriger Langtrieb ist, wie man ableitet und warum man auf eine Rosette zurückschneidet.
Auch die Baumgesundheit war ein spannendes Thema. Durch Bakterien verursacht wird z.B. die Apfeltriebsucht. Die buschigen, kleinblättrigen Triebspitzen sind gut zuerkennen und müssen entfernt werden, da saugende Insekten das Bakterium auf weitere Bäume übertragen. Befallene Bäume sind ertrags- und wuchsschwach und neigen zur Kleinfruchtigkeit.
Abgestorbene Triebe mit braunen Blättern, welche Krankheit könnte das sein? Der gefährliche Feuerbrand befällt vornehmlich Kernobstgehölze. Am Beispiel eines Quittenbaums zeigte er die gekrümmten, braunen Triebe. Ein vorsichtiges Abschaben der Rinde am grünen Holz bringt Klarheit. Wird die Stelle schnell braun, ist das gefährliche Bakterium schon weiter geflossen und bringt den Baum langsam zum Sterben.
Dürre Spitzen verursacht auch Monilia, eine Pilzkrankheit, die Kern- und Steinobst befällt. An faulen, vertrockneten Früchten mit weißen Punkten leicht zu erkennen. Aber was ist der Unterschied an der verdorrten Triebspitze. Schabt man die Rinde am gesunden Zweig ab, bleibt das Holz frisch und verfärbt sich nicht. Merkspruch: Gegen Monilia bildet der Baum eine Mauer, trotzdem ist das Zurückscheiden auf das gesunde Holz erforderlich. Das Feuerbrandbakterium fließt und infiziert schnell.
Nach dem Entfernen befallener Zweige und Äste sollte das Werkzeuge desinfiziert werden, um eine Übertragung auf weitere Bäume zu verhindern. Empfehlenswert ist eine 70 %-ige Alkohol-Lösung.
Oh weh! Im Lehrgarten wurde ein brechend voller Apfelbaum entdeckt. Zwei Leitäste bogen sich unter der Last weit nach unten. Joachim Löckelt erläutert, dass vor allem bei Hitze und Wassermangel ein Abbrechen droht. Das Gerüst des Baumes ist dann kaputt und der Baum kaum noch zu retten. Aber was tun? Stützen oder Äpfel, die schön gewachsen sind, aber noch 2 Monate bis zur Erntereife benötigen, entfernen? Joachim Löckelt kürzt beherzt die schweren, weit ausladenden Äste ein und rät den Ast trotzdem noch zu stützen. Nach der Ernte ist an diesem Baum ein weiterer Rückschnitt der Leitäste erforderlich.
Nach über 2 Stunden lehrreichem und kurzweiligem Vortrag mit einem interessierten Publikum bedankte sich Regina Gebert im Namen der Obst- und Gartenfreunde herzlich bei Joachim Löckelt. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung im nächsten Jahr….